P-P-P-Pumpkin – Von Halloween Kürbissen, Pumpkin Pie & Co.

Pumpkin Patch at Sunset

Es ist Oktober und das bedeutet Kürbiszeit.

Ob mit fiesen Fratzen draußen auf der Veranda oder püriert im heimischen Ofen – der Kürbis gehört zum Oktober einfach dazu. Aber was uns heute so selbstverständlich anmutet, bedurfte über viele Generationen hinweg penibler Zeitplanung, aufwändiger Handarbeit und vor allem einem ganzen Haufen Zufälle.

Aber warum ist der Kürbis eigentlich so synonym mit dem Herbst allgemein und dem Oktober im Speziellen? Warum macht man sich die Mühe gruselige Gesichter in seine dicke Haut zu schnitzen? Und warum gibt es einen Weltrekord im Kürbisbootrudern?

Kommt mit uns auf eine spannende Reise auf den Spuren der wahrscheinlich weltgrößten Beere, von ihren gefährdeten Wurzeln bis zu ihrem heutigen Siegeszug rund um (fast) die ganze Welt. Und am Ende wartet dann auch noch eine kleine Erfrischung.

 

Der Kürbis = die Beere im Zucchini-Pelz?

Zuerst wissenschaftlich beschrieben wurden Kürbisse im Jahr 1584 vom französischen Entdecker Jaques Cartier auf einer Expedition durch Amerika. Zwar hatte der Franzose zunächst noch keine Ahnung um was für eine Sorte Frucht es sich handelte, aber überraschender Weise schaffte er es dennoch dem Kürbis einen sehr passenden Namen zu geben: „Gros Melons“.

Denn Kürbisse gehören tatsächlich zur Familie der Cucurbitaceae, die ihren deutschen Namen „Kürbisgewächse“ eben tatsächlich auch dem relativ spät entdeckten Mitglied verdankt, zusammen mit Gurken, Zucchini und eben auch Melonen.  Letztere waren in Europa schon lange bekannt, wurden sie ja schon in der Antike in Nordafrika und Südeuropa, wie z.B. Griechenland, angebaut.

Den modernen Griechen verdanken wir dann in vielerlei Hinsicht auch unseren heutigen Namen, denn sie übersetzten Cartiers „Große Melonen“ wortwörtlich in das griechische „Pepon“.  Von dort hielt die Frucht zunächst als „Pompion“ Einzug in die englische Sprache.

Das heutige englische Wort „Pumpkin“ wurde tatsächlich zum ersten Mal im 17. Jahrhundert in einer Version einer heute durch Disney und Gebrüder Grimm weltweit bekannten Quelle erwähnt: Cinderella, auch wenn diese Geschichte heute kaum noch etwas mit ihren jahrhundertealten griechischen Wurzeln zu tun hat, in denen es keine Spur von Stiefmüttern, guten Feen oder eben Kürbissen gab.

Tatsächlich sind Kürbisse nicht nur verwandt mit Melonen & Co. sondern, wie der aufmerksame Leser bereits bemerkt haben dürfte, kein Gemüse sondern eine Frucht. Botanisch gesprochen sind Kürbisse sogar nicht nur Früchte sondern ganz speziell eine Form von Beeren. Das mag verwunderlich klingen, aber wie bei Beeren wächst aus jeder Kürbisblüte nur eine einzige Frucht. Natürlich passt diese Definition nicht nur auf Kürbisse, auch andere vermeintliche  Gemüse sind ganz genau genommen eigentlich Beeren, z.B. Tomaten, Auberginen und natürlich auch Melonen & Co.

Ganz nebenbei sei gesagt, dass dies im Kehrschluss auch heißt, dass unsere süßen Lieblinge Erd- und Himbeeren technisch keine Beeren sind.

 

Kürbissorten - von den Bienchen und Blümchen

Auch wenn der Kürbis seit mehreren hundert Jahren in Europa bekannt ist, reicht seine Geschichte doch weit in die Vergangenheit. Seinen Ursprung hat die Pflanze in Zentralamerika, wo es Belege für den aktiven Anbau von Kürbissen gibt, die bis zum Jahr 7.000 vor Christus zurückreichen.

Tatsächlich wäre die Frucht ohne diese aktive Kultivierung durch den Menschen wohl schon vor Jahrtausenden ausgestorben, denn sie besitzt eine Reihe von Merkmalen, die sie für das eigenständige Überleben in den heutzutage in ihrem Ursprungsgebiet herrschenden Umweltbedingungen denkbar ungeeignet macht und dem Kürbis wohl nie erlaubt hätte seinen heute weltweiten Siegeszug anzutreten.

Wie viele andere Pflanzen auch sind Kürbisse keine Selbstbestäuber und brauchen andere Arten, wie Insekten oder Vögel um Pollen von einer Pflanze zur anderen zu tragen und sich fortzupflanzen. In ihrem Ursprungsgebiet gab es dafür eine speziell angepasste Art von Bienen, die sogenannten Squash Bees. Honigbienen können heutzutage zwar auch diese Rolle übernehmen, allerdings sind diese Arten (wie Leser unseres Apfelblogs bereits wissen) in Amerika nicht heimisch und kamen erst mit den Europäischen Siedlern in die neue Welt. In Nordamerika gab es bis zur Ankunft der Honigbienen als einzige Alternative zu den Squash Bees die wenigen heimischen Hummelarten. Hummeln allerdings, auch wenn sie den Nektar der Kürbisblüten lieben, sind bekannt dafür deren Pollen aktiv zu vermeiden. Es gab sogar schon belegte Fälle in denen Hummeln, die mit Kürbispollen in Kontakt kamen, diesen vor dem Weiterfliegen aktiv an Blättern abgerieben haben. Dafür gibt es gute Gründe. Kürbispollen sind vergleichsweise groß und schwer, oft zu schwer für kleinere Hummelarten, und können Schäden im Verdauungstrakt der Hummeln anrichten. Hummeln und Kürbisse passen also nicht gut zusammen. An Orten ohne eigene Populationen müssen auch heute noch statt den emsigen Bienen die ebenso fleißigen Menschen jede Kürbisblüte einzeln von Hand bestäuben.

Zusätzlich zum Pollen haben Kürbisse auch noch ein anderes Größenproblem. Auch wenn ursprüngliche Kürbisse lange nicht an die heute kultivierten Monster heranreichen (mehr dazu später), sind Kürbisse relativ große Früchte und haben eine sehr stabile Schale. Der Grund hierfür liegt darin, dass sie sich in Zentralamerika  zusammen mit der dortigen Megafauna entwickelt haben. So waren sie ein Leckerbissen für wirklich große Säugetiere wie Mammuts. Die Dickhäuter aßen die Früchte, verdauten sie auf ihren langen Futterwanderungen und deponierten die Reste, zusammen mit den bis zu 500 unverdauten Samen pro Kürbis, andernorts, so wie es Vögel für die meisten, doch deutlich kleineren Beeren hierzulande tun. Mit dem Aussterben der Megafauna am Ende der letzten Eiszeit waren die Früchte schlicht zu groß oder zu hart um für die jetzt kleineren Pflanzenfresser attraktiv zu wirken und somit blieb dem Kürbis nur eine wirkliche Chance zum Überleben: der emsige Mensch, der es zum Glück während der Eiszeit über die Landbrücke der Beringstraße bis nach Amerika geschafft hatte.

Heute braucht sich der Kürbis zum Glück keine Sorgen mehr zu machen. Der Mensch hat ihn nach und nach mit sich in fast alle Ecken der Erde getragen und heute wird die Frucht auf allen Kontinenten angebaut, mit Ausnahme der Antarktis. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden so durch verschiedene Vorlieben der Konsumenten und unterschiedliche Klimabedingungen aus 5 Grundarten inzwischen mehr als 70 verschiedene Variationen, jede mit eigener Größe, Form und Farbe.

Einige dieser Formen sind weltbekannt, wie der blaue „Kabocha“ oder auch Hokkaidokürbis aus Japan, der farblich passend benannte „White Ghost“ (Achtung Spooky) oder auch der „Cinderella“, so benannt in Anlehnung an den Kürbis aus dem weltbekannten Disneyfilm des selben Namens wegen seiner leicht gedrungen wirkenden Form. Wie so oft ist aber auch hier nicht überall Kürbis drin, nur weil es drauf steht. Der bekannte Schlangenkürbis zum Beispiel ist genau genommen eigentlich gar kein Kürbis und hat zu Recht  den viel besser passenden, wenn auch weniger attraktiven Zweitnamen Keulenzucchini.

Andere Variationen dagegen sind eher skurril und einzigartig, wie der „Pumpkinstein“, ein Kürbis in der ikonischen Form des Kopfes von Frankensteins Monster, wie bekannt aus der klassischen Verfilmung aus dem Jahr 1931 mit Boris Karloff in der Rolle als reanimiertes Ungetüm. Um dieses Kunstwerk zu züchten bedurfte es der methodischen Kreuzung von insgesamt 27 verschiedenen Kürbissorten in zahllosen Anläufen über einen Zeitraum von 4 Jahren. Die Kosten für das Unterfangen sollen sich angeblich auf über $ 400.000 beziffern.

 

Der Kürbis – ein Überlebenskünstler

Nun haben wir schon so oft die Dicke der Kürbisschale beschrien, da dürfte es die meisten wohl kaum überraschen, dass Kürbisse überraschend langlebige Früchte sind. Ein nicht angeschnittener Kürbis kann je nach Lagerung, vorzugsweise unter dunklen und kühlen Bedingungen, bis zu 3 Monate ohne Probleme aufbewahrt werden. Bricht man allerdings den natürlichen Schutz der dicken Schale, so sind Kürbisse ebenso anfällig für Umwelteinflüsse wie jede andere Frucht und sollten innerhalb von einer Woche bis zu maximal 10 Tagen gegessen werden bevor das innere Fruchtfleisch beginnt schlecht zu werden.

Ein historisches Beispiel für die beeindruckende Langlebigkeit von Kürbissen ist ein gut dokumentierter Streich aus dem Jahr 1997. Unbekannte platzierten eines Nachts einen Kürbis auf der Spitze des McGraw Towers an der Cornell University in Ithaca, New York – immerhin in einer Höhe von 52,7m ohne Gerüst oder ähnliche Schutzmaßnahmen. Der Kürbis wurde bald entdeckt und weitgehend ignoriert, nahm man doch an, dass sich das Problem schnell von Selbst in Luft auflösen würde. Zu aller Verwunderung war dem nicht so. Die Campusbewohner waren bald so von der Langlebigkeit des Objekts beeindruckt, dass sogar Gerüchte laut wurden, es handle sich dabei um etwas ganz anderes. Erst Studenten der eigenen Fakultät brachten letztendlich den Nachweis, als sie mit einem zweckentfremdeten Wetterballon Proben nahmen und analysierten. Das Ergebnis war zweifelsfrei:

Es war tatsächlich ein Kürbis.

Natürlich unterstützt durch das kühle New Yorker Klima, schaffte es der einsame Kürbis auf der Turmspitze über mehrere Monate durch den gesamten Winter und wurde zum Kultobjekt. Selbst eine eigene Webcam wurde zeitweise eingerichtet damit Fans zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Blick auf den Zustand der Frucht werfen konnten.

Zu guter Letzt aber musste der Kürbis dann doch aus gesundheitlichen Gründen weichen, auch wenn die Aktion ganz anders ablief als von den Verantwortlichen erhofft. Im Frühjahr 1998 als sich der Präsident der Universität gerade dazu bereit machte auf das Dach des Turmes gehievt zu werden um die Sensation eigenhändig zu entfernen, erfasste ein Windstoß den zu diesem Zeitpunkt gottseidank noch leeren Korb des bereitstehenden Krans. Dieser krachte in den zum Glück  unbeschadeten Turm, aber die Vibrationen reichten aus um den Kürbis zu lösen, der ein gutes Stück in die Tiefe plumpste und auf dem angebrachten Baugerüst landete – immer noch intakt genug um ohne große Sauerei eingesammelt zu werden.

 

Der Kürbis - a real Treat, not a Trick

Kürbisse sind nicht nur einfach und lange aufzubewahren, sie sind außerdem extrem vielfältig und gesund. Zwar ist das süßliche Fruchtfleisch unbestritten der am meisten konsumierte Teil der Pflanze, aber theoretisch ist tatsächlich jeder Teil der Pflanze komplett essbar – sogar die Stängel. Besonders lecker sind die meist leuchtend gelben Blüten. Die Zubereitungsarten sind divers, aber zumeist werden die Blüten nach dem Pflücken gewaschen, paniert und dann in Öl frittiert oder gebacken. Feinschmecker füllen die Blüten gerne vor dem Panieren noch mit Ziegenkäse oder ähnlichen Milchprodukten und verwandeln die leckere Beilage damit ein ganz eigene Mahlzeit.

Zusätzlich haben Kürbisse auch eine ganze Reihe an gesundheitsfördernden Stoffen und Eigenschaften, so sehr, dass sie sogar in der Medizin und Wissenschaft genutzt werden um neue Stoffe zur Behandlung von Entzündungen, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes zu produzieren. Auch für unseren Alltag sind Kürbisse ein hilfreicher Gesundheitskick. Der Verzehr von Kürbissamen zum Beispiel steht im Zusammenhang mit einem geringeren Risiko für Prostata-Probleme. Wenig verwunderlich, enthält die bekannte orange Schale des Kürbis Beta-Carotin, denselben Stoff wie in Möhren & Co. Zwar ist der  Volksmund, dass der Verzehr von Karotten etc. uns im Dunkeln sehen lässt, inzwischen widerlegt, aber Beta-Carotin hat andere wichtige Funktionen. Unser Körper nutzt es zum Beispiel zur Produktion von Vitamin A, ein wichtiger Stoff für unsere Haut uns unsere Augen (auch wenn es uns wie gesagt nicht auf magische Weise Nachtsicht verleiht) und ein hilfreicher Unterstützer das Immunsystem.

Zusätzlich enthalten Kürbisse viel Kalium. Kalium unterstützt das Hörvermögen und es wird sogar vermutet, dass das natürliche Absinken des Kaliumlevels im Alter ein Hauptgrund für unser dann immer weiter verringertes Gehör ist. Und anders als oft gedacht, schlägt der Kürbis was seinen Kaliumanteil betrifft sogar die oft genau dafür besungene Banane. Ein Becher Kürbisfruchtfleisch deckt insgesamt 14 % des täglichen Kaliumbedarfs. Eine ganze Banane dagegen schafft gerade mal 12 %.

Auch für Diäten eignen sich Kürbisse sehr gut. Da sie zu ganzen 90 % aus Wasser bestehen, ist ihr Fruchtfleisch sehr kalorienarm und trotzdem sättigend.

Zur Zeit der amerikanischen Ureinwohner und später der ersten Siedler galt Kürbis sogar als effektives Heilmittel für Schlangenbisse. Diese Eigenschaft allerdings gehört wohl eher, begründet auf den entzündungshemmenden Eigenschaften der Pflanze, ins Reich der Placebo-Effekte.

 

Pumpkin Pie – Kürbis aus dem Ofen

Es wird ja immer wieder gesagt Apple Pie sei das unangefochtene Soulfood der Amerikaner. Ganz so wettbewerbslos ist dieser Podiumsplatz allerdings nicht. Zwar geben noch immer ganze 19 % der Amerikaner an, dass sie ihren Pie am liebsten mit Äpfeln füllen, aber mit nur geringem Abstand reiht sich auf Platz 2 mit ganzen 13 % schon der Pumpkin Pie ein. Natürlich reden wir hier von der modernen Variante des Pumpkin Pie mit leckerem Kürbispüree in der typisch amerikanischen Pie-Kruste. Allerdings genossen die Amerikaner ihren Kürbiskuchen nicht immer so. Die ältesten überlieferten Rezepte aus der Zeit der Kolonialisierung wirken dagegen sehr skurril angesichts unseres heutigen Verständnisses von Pie. Der Pumpkin Pie war zu Anfang tatsächlich eher Pumpkin als Pie, nämlich ein ausgehöhlter Kürbis, der mit Milch, Honig und einer Mischung aus Gewürzen gefüllt und dann gebacken wurde. Die moderne Variante des Pumpkin Pie taucht in Amerikanischen Kochbüchern tatsächlich erst im 19. Jahrhundert auf, also erst nach der Unabhängigkeit des Landes von der britischen Kolonialherrschaft.

Anders als der doch eher symbolisch patriotische Apfelkuchen aber, ist der Pumpkin Pie tatsächlich ein amerikanisches Originalrezept und keine Abwandlung jahrhundertealter Kochkunst aus Europa, wie es beim Apfelkuchen der Fall ist.

Wer jetzt selbst mal die Alternative zum klassischen Apple Pie probieren möchte für den haben wir alles wichtige direkt hier bei uns im Webshop:

Für den Feinschmecker oder den Hobbybäcker zu beachten ist, dass Kürbisse selbst einen relativ milden und schwachen Eigengeschmack haben. Für den typischen Pumpkin Pie Geschmack müssen dessen natürliche Aromen durch Beigabe von Gewürzen verstärkt werden, so wie es auch die ersten Siedler in ihrer Milch-Honig Mischung taten bevor sie den Kürbis in den Ofen steckten. Die traditionelle Gewürzmischung besteht meistens aus Muskatnuss, Zimt und Nelken und wird manchmal noch verfeinert mit Noten von Ingwer und Piment.

Bei unser Kuchenfüllung von Farmer’s Market muss man sich hier übrigens keinen Kopf machen: Alle essenziellen Gewürze sind schon beigemischt. Und wer lieber selbst püriert für den haben wir die Gewürzmischung praktisch als vorbereitetes Pumpkin Pie Spice Gewürz in einem Glas zum direkten Untermixen ohne großes Abwiegen.

Die amerikanische Geschichte des Kürbis reicht aber noch weiter zurück als bis zu den ersten Siedlern. Wann genau er es aus seinem mittelamerikanischen Ursprüngen in den Norden des Kontinents schaffte, ist nicht vollends belegt, aber die Ureinwohner kannten die Frucht und kultivierten sie in kleinem Maß als eines ihrer Grundnahrungsmittel zusammen mit Bohnen und Mais. Laut Legende war Kürbis dann auch eines der Gerichte am ersten Thanksgiving und die Siedler erlernten die nötigen Praktiken zum Anbau und zur Ernte der arbeitsintensiven Frucht wohl von den Ureinwohnern. Der Nutzen der Ureinwohner für Kürbis ging aber weit über den Esstisch hinaus. So gebrauchten sie die ausgehölten Schalen als improvisierte Behälter zur Lagerung anderer Lebensmittel und aus getrockneter und in Streifen geschnittener Kürbisschale wurden Matten und ähnliche Textilien geflochten.

Heute sind die USA unbestritten das Kürbisland schlechthin, auch wenn es der Kürbis inzwischen in Küchen rund um den Globus geschafft hat. Die Hauptstadt der Kürbisse liegt ganz klar in Morton, Illinois, dem Hauptsitz von Libby’s Pumpkin Industries. Morton produziert 95 % der ganzen 750.000 Tonnen Kürbisse, die jedes Jahr in den USA gezogen werden und verarbeitet diese zu ganzen 80 % der global produzierten Kürbiskonserven.

Und hinter diesen eh schon astronomische Mengen steckt ein ganzer Haufen Arbeit und genaue Zeitplanung. Von der Befruchtung der Blüte bis zur finalen Ernte benötigen Kürbisse je nach Art und Größe 90 bis 120 Tage. Da ganze 80 % der Früchte im Oktober reif werden und geerntet werden müssen, beginnt die Saison für die Kürbisbauern somit meist schon im Frühjahr. Heute übernehmen zum Glück die Honigbienen die Bestäubung aber oft wird noch immer von Hand nachgeholfen um eine möglichst große Ernte zu garantieren. Und tatsächlich ist hierbei sogar noch mehr Eile geboten, denn die weiblichen Blüten der Kürbisse sind nur für einen einzigen Tag im Jahr fruchtbar und selbst dann nur für ein enges Zeitfenster von gerade mal 4 Stunden!

Wer hätte gedacht, dass Pflanzen, die ohne unsere Hilfe kaum überleben würden, so wählerisch sein können?

Übrigens der weltgrößte Kürbis kommt aus… Deutschland, oder zumindest würden wir das gerne sagen. Leider ist der bis dahin bei uns liegende Rekordwert von 2.600 Pfund erst im Jahr 2016 vom Belgier Mathias Willemjins geschlagen worden mit einem Prachtexemplar von nur etwas schwereren 2.624,60 Pfund oder 1.190,50 kg.

Der größte jemals produzierte Pumpkin Pie wog ganze 3.699 Pfund (1.678 kg) und hatte einen Durchmesser von insgesamt 6 Metern. Der Koloss enthielt am Ende ganze 550 kg pürierten Kürbis.

 

Kürbis & Co. - Surprisingly Sporty Squashes

Aber Kürbisse sind für so viel mehr gut, als püriert und in Konservendosen eingeschweißt oder mit fiesen Fratzen versehen auf der Veranda aufgestellt zu werden. Tatsächlich hat die ja eher behäbig wirkende Frucht offenbar eine große Affinität für Sport.

In Delaware fand jährlich das sogenannte „Pumpkin Chunkin“ statt – ein Wettbewerb im Kürbisweitwurf, auch wenn der Begriff Weitwurf hier sehr liberal gehandhabt werden muss. Tatsächlich wurden die Kürbisse hier nämlich nicht von Hand in die Luft befördert sondern mit Schleudern, Katapulten oder sogar Druckluftkanonen. Dass es nicht unbedingt sicher ist einen oft kiloschweren Kürbis wie ein Projektil mit Höchstgeschwindigkeiten durch die Gegend zu ballern, scheint aber letztendlich auch den Veranstaltern klar geworden zu sein und so wurde die Veranstaltung 2017 offiziell aufgegeben.

Die Kanadier haben ihren eigenen ebenso skurrilen Kürbissport, auch wenn dieser lange nicht so bedrohlich erscheint, wie bei Ihren südlichen Nachbarn. In Nova Scotia wird jedes Jahr die Windsor Pumpkin Regatta abgehalten – ein Wettrennen in dem die Teilnehmer zu Booten umfunktionierte ausgehölte Riesenkürbisse über eine Strecke von 800 Metern paddeln, natürlich möglichst ohne sich pausenlos im Kreis zu drehen. Der Wettbewerb findet seit 1999 jedes Jahr statt und hat inzwischen sogar internationale Teilnehmer anlocken können. Der Weltrekord für den schnellsten Kurzstreckensprint im Kürbisbootpaddeln liegt übrigens seit 2013 bei ganzen 2 Minuten und 0.3 Sekunden über eine Distanz von 100 Metern.

Das aber vielleicht seltsamste Sportevent Nordamerikas ist wohl der jährliche Naked Pumpkin Run, der in den verschiedensten US Bundesstaaten wie Colorado, Washington, Oregon und Kalifornien ausgetragen wird. Dabei rennen die Teilnehmer, wie sich am Namen vermuten lässt, fast völlig nackt, nur bekleidet mit ihren Schuhen und einer Maske aus einem ausgehölten Kürbis über einen vorgesteckten Parkour, oftmals gespickt mit Hindernissen zur weiteren Belustigung der Zuschauer. Das seltsame Schauspiel geht wohl zurück auf einen fehlgeschlagenen Weltrekordversuch an der Boulder’s University in Colorado im Jahr 1974.

Weniger kurios aber dafür geschichtsträchtig soll hier noch erwähnt sein, dass Kürbisse sogar schon eine tragende Rolle auf dem olympischen Paket spielen durften. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das olympische Schwimmen, anders als heute in abgesicherten Becken und Hallen, im offenen Ozean ausgetragen. Die Teilnehmer wurden dafür von Booten bis zu einer gewissen Distanz hinausgebracht und schwammen dann um die Wette zurück an den Strand. Auch wenn nicht bekannt ist, ob Kosten hier eine Rolle spielten, wurden zu den Olympischen Spielen 1896 in Athen mit Seilen aneinander gestrickte, ausgehölte Kürbisse als Linienmarkierungen für die Schwimmbahnen verwendet.

 

Halloween Kürbis - Why the scary Face?

Jetzt haben wir uns schon so oft auf Halloween und die bekannten Kürbislaternen berufen, da wird es doch langsam mal Zeit zu fragen: Was soll das ganze eigentlich?

Auch wenn Halloween heute als eine typisch amerikanische Tradition bekannt ist, geht die Wurzel des Festes weit in die Vergangenheit zurück. Welches Fest genau Pate für die heutige Nacht des Gruselns ist, ist leider nicht hundertprozentig belegt, aber es gibt einige gute Kandidaten.

Die wahrscheinlichste Wurzel des modernen Halloween liegt in christlicher Tradition und dem Fest Allhallowtide, einem Fest an dem den Toten gedacht wurde – allem voran den Heiligen und Märtyrern. Eine andere Alternative, und die am häufigsten zitierte, ist das keltische Fest „Samhain“, eine alte Variante des Fests zum Ende der Erntezeit und dem Beginn der dunkleren und kälteren Jahreshälfte, praktiziert vor allem im alten Großbritannien.

Ausgehölte Kürbisse findet man in diesen Traditionen aber nicht – wenig überraschend, da es in Europa zu jener Zeit ja noch keine Kürbisse gab. Die Tradition der gruseligen Gesichter, gab es aber auch schon damals, in der Hoffnung böse Geister abzuwehren, die sich mit der länger werdenden Dunkelheit in die Welt der Menschen aufmachten. Statt in Kürbisse wurden die Fratzen allerdings in die damals zur Verfügung stehenden Alternativen geschnitzt, wie Kartoffeln oder Rüben. Da diese allerdings wesentlich schwerer zu bearbeiten sind, als die zumindest innen sehr weichen Kürbisse, wurde diese Tradition nach Übergang in die USA von der modernen Variante fast vollends verdrängt. Dass überhaupt Nahrungsmittel zur Herstellung von Laternen verwendet werden beruht im Volksmund auf der faustischen Legende von „Stingy Jack“. Die Geschichte geht wie folgt:

Vor mehreren hundert Jahren lebte in Irland ein Tunichtgut und Trinker mit dem Namen „Stingy Jack“, der weit und breit als Schwindler und Betrüger bekannt war. Eines Nachts kam der Ruf von Jack dem Teufel zu Ohren, der eifersüchtig darauf wurde, dass statt ihm Jack als Meisterbetrüger gehandelt wurde. Der Teufel kam daraufhin zu Jack um seine böse Seele einzufordern. Jack bat den Teufel nur darum ihn noch etwas Alkohol trinken zu lassen, bevor er ihn die Hölle mitnahm, eine Bitte in die der Teufel einwilligte und Jack in die nächste Taverne begleitete.

Nachdem er nach Leibeskräften getrunken hatte, wandte sich Jack an den Teufel und forderte ihn auf die Zeche zu bezahlen, hatte er doch in Jack’s Bitte eingewilligt. Der Teufel aber war überrumpelt, denn er hatte natürlich kein Geld. Doch Jack hatte die rettende Idee. Er schlug vor der Teufel solle sich einfach selbst in eine Silbermünze verwandeln und nach dem Bezahlen einfach wieder seine normale Gestalt annehmen. Der Teufel war beeindruckt von Jack’s Schwindel und verwandelte sich prompt in die Münze. Aber statt zu zahlen steckte sich Jack die Münze in seine Jackentasche, in der er ebenfalls ein Kruzifix aufbewahrte, das es dem Teufel nicht mehr möglich machte seine Gestalt zu ändern. Jetzt vollends in Kontrolle bot Jack dem Teufel seine Freiheit an, wenn dieser ihm versprechen würde seine Seele niemals zu sich in die Hölle zu holen. Der Teufel willigte notgedrungen ein.

Mit seinem Leben als Trunkenbold, dauerte es nicht lange bis Jack das Zeitliche segnete, aber als er sich vor der Himmelspforte wiederfand verwehrte im Petrus aufgrund seines sündigen Lebensstils den Einlass. Daraufhin ersuchte Jack um Einlass in der Hölle, aber der Teufel hielt sein Wort und verweigerte Jack ebenfalls Zugang. Jack war damit dazu verdammt auf ewig als ruheloser Geist durch die Welt zu streifen. Wie zum Hohn gab der Teufel ihm noch einen einzelnen Funken, zum Schutz vor Wind und Wetter eingefangen in einer ausgehölten Rübe, mit dem er sich den Weg leuchten konnte – der Ursprung der Fruchtlaternentradition.

Die Legende und die Tradition des Schnitzes kamen letztendlich mit den Irischen Einwanderern in die neue Welt und so etablierte sich bald die moderne Kürbislaterne unter dem Namen „Jack-o-Lantern“. Seitdem hat sich das Schnitzen schon fast zu einem eigenen Sport gemausert mit zahlreichen Weltrekorden, wie den meisten geschnitzten Kürbissen in einer Stunde (109) und dem schnellsten Schnitzen eines Kürbisses (16.47 Sekunden).

Versucht’s doch mal selbst. Und wer nach getaner Arbeit dringend seine Hände waschen muss, dem empfehlen wir ganz neu die Handseife mit leckerem Pumpkin-Duft von Stonewall Kitchen:

Übrigens: Theoretisch kann man seinen Halloweenkürbis nach der einen Nacht Zurschaustellung auch essen, da wie gesagt jeder Teil der Pflanze essbar ist. Allerdings sind Schnitzkürbisse oft andere Varianten als die zum Kochen verwendeten Zuckerkürbisse, die meist kleiner und deutlich süßer im Geschmack sind als ihre großen, faden Cousins.

 

Have a Drink – Pumpkin Pie Latte

Was gibt es zum Abschluss noch besseres als eine leckere Erfrischung, z.B. einen herrlichen Pumpkin Pie Latte mit dem leckeren Sirup von Sonoma Syrups?

Und wer hat’s erfunden?

Tatsächlich Starbucks. Der Drink wurde schnell so beliebt, dass es dem Unternehmen sogar einige legale Probleme einbrachte. Anders als bei Sonoma Syrup war dem Latte nämlich zu Anfang trotz des Namens kein Kürbis beigemischt sondern eben nur die komplett kürbisfreie Gewürzmischung, die in Kuchen & Co. zur Geschmackverstärkung dient. Nachdem Klagen gegen dieses falsche Marketing laut wurden, musste Starbucks das Rezept abwandeln. Seitdem enthält der Pumpkin Spice Latte, tatsächlich Kürbispüree.

Also hoch die Tassen und den Oktober genießen. Halloween kommt ganz sicher.

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